Samstag

Abitur-Abbruch


In dem Post 10 Fankten über mich habe ich ja in einem Punkt geschrieben, dass ich mein Abitur abgebrochen habe und damit sehr glücklich bin.

Angefangen hat der Wunsch, das Abitur nicht zu machen, eigentlich gegen Ende des letzten Jahres. Ich konnte Nachts nicht mehr schlafen, hatte Bauchweh und Angstzustände wenn ich an die Schule gedacht habe.
Das lag weniger daran, dass ich keine "Lust" hatte, sondern das ich Angst hatte zu versagen.
In der 11 und 12 Klasse war ich alles andere als fleißig und hatte somit große Lücken in bestimmten Fächern. Das führte dazu, dass ich mich nicht mehr getraut habe Hausaufgaben zu machen, damit ich nicht meine eigenen Fehler und Lücken erkennen musste. Ich hab alles vor mir hergeschoben, hab mich gedrückt und Ausreden gesucht wo es nur ging.
Ich hab mich selber beschimpft, belogen und erniedrigt, weil ich nicht in der Lage war zu arbeiten.
Besonders die Fächer Mathe, Englisch und Bio machten mir Sorgen.
Mathe, weil ich nicht mitkam und meine Lücken nicht verbergen konnte, weil ich meine Sitznachbarn mit dummen Fragen "wie rechnet man den nochmal den Wendepunkt aus" belästigen musste und weil ich so sehr hinterher gehinkt bin.
Englisch weil ich schlicht faul war und keine Lust hatte einen englischen Text zu analysieren. Englisch an sich machte mir Spass, aber irgendwie ist der Funke nicht übergesprungen.
Bio, weil der neue Lehrer einfach schlimm ist/war.
Dann kamen noch Deutsch und Französisch hinzu.
Französisch, weil die Themen irgendwie vom letzten Jahr so abgelutsch waren und weil ich in den letzten Jahren keine Vokabeln gelernt hatte. Ein Fach in dem ich mich erfolgreich durchgemogelt hab.
Ich hatte keine Probleme mit Lehrern oder der Art wie sie unterrichteten, sondern nur mit mir selber.
Hinzu kam, das mein Wunsch eine Ausbildung zu machen und nicht die Universität zu besuchen wuchs. Wozu Abi machen wenn ich auch mit meinem guten Realschulabschluss weiterkomme? Wozu Abi wenn ich nicht studieren will?

Warum ich nicht schon nach der 12. Klasse die Reißleine gezogen hab?
Weil ich meine Klasse unheimlich lieb hab, sie nicht verlassen wollte und weiter ein Teil davon sein wollte. Ich wollte das man stolz auf mich ist. Das ich stolz auf mich sein kann, es geschafft zu haben.
Ich hatte viele Gespräche mit meiner Klassenbetreuerin, meiner Mentorin, meinen Eltern und Mitschülern.
Aber eigentlich hatte ich den Entschluss schon gefasst, die Schule zu verlassen.
Mir wurde von manchen Seiten nahegelegt, dass ich meine Entscheidung bereuen würde, dass ich die falsche Entscheidung träfe und das ich als Versager dastehen würde.
Ich hab viel geweint, war verzweifelt und durcheinander, was das Richtige sein würde.
Ich habe dann auf mein Gefühle gehört, was mir deutlich gesagt hat, dass ich die Schule verlassen sollte, damit ich wieder frei und innerlich ruhig werden kann.

Meine Entscheidung wurde akzeptiert. Ich wurde stärker, bin stolz meinen Weg gegangen zu sein. Meine Entscheidung zu vertreten und dahinter zu stehen. Was ich beim Abitur nicht geschafft hatte.
Ich hätte mein Abitur auch schaffen können, mit schlechteren Noten in vielen Fächern. Aber wäre ich darüber stolz gewesen?
Wenn ich etwas mache, dann will ich dahinterstehen und mich voll und ganz dafür einsetzten dieses zu machen und ein Ziel zu erreichen.
Abitur war nicht mehr mein Ziel, ich hatte keinen Ansporn. Ist es das wert, etwas zu tun was man nicht will, nicht braucht um glücklich zu sein und um einen in der persönlichen Entwicklung weiterbringt?

Meine Entscheidung ist gefallen, ich hab die Schule verlassen und fühle mich innerlich so frei wie lange nicht mehr.
Aus akademischer Sicht mag ich vielleicht ein Versager sein, aber aus der Sicht meiner Entwicklung bin ich einen großen, wichtigen Schritt gegangen, der mich als Mensch weitergebracht hat.
Ich habe mich dann beworben und habe gestern nach zwei Probetagen den Ausbildungsvertrag unterschriebenm =)

Ich trauer dem Abi in keiner Weise hinterher, hab noch Kontakt zur Klasse und bin einfach glücklich, dass ich das geschafft habe.

Tut mir Leid wenn der Post konfus aufgebaut ist, aber mir fallen ständig neue Sachen ein die ich loswerden will, deshalb hab ich keine Struktur im Text.

Wenn ihr noch Fragen habt dann fragt bitte ganz offen!

4 Kommentare:

  1. Herzlichen Glückwunsch zum unterschriebenen Ausbildungsvertrag :-) Was für eine Ausbildung wirst du denn machen?

    Ich habe mein Abi zwar gemacht, wollte danach aber auch erst einmal nicht studieren und habe Industriekauffrau gelernt. Während der Ausbildung kam der Wunsch nach einem Studium dann doch auf und ich habe nach der Ausbildung ein Studium angefangen, das mit meiner Ausbildung überhaupt nichts zu tun hatte. Ich hatte auch Angst, dass das im Lebenslauf vielleicht komisch aussieht. Aber bereuen tue ich nichts :-)

    Man muss sich ja selbst wohl fühlen und glücklich werden. Ich finde es gut, dass du deinen eigenen Weg gehst!

    Liebe Grüße,
    I need sunshine

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  2. vielen dank für den post, sehr interessant und liest sich total gut:) konnte mir gar nicht vorstellen, unter welchen umständen man so kurz davor aufhört aber wenn ich das so lese, kann ichs total verstehn und hab großen respekt davor. einen weg zu gehen, den alle erst mal als falsch ansehn erfordert wirklich viel. welche ausbildung du machst würde mich auch interessieren, glückwunsch dazu:D

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  3. Danke für eure Glückwünsche, ich freu mich auch unheimlich! Ich mache eine Ausbildung als Drogistin bei dem drogerie-markt unseres Vertrauens ;)!
    =)

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  4. wow, Hut ab. So einen Schritt zu gehen erfordert eine Menge Mut, da habe ich den allergrößten Respekt vor.
    Ich mache zur Zeit meine Abitur und hatte vorher auch große Versagensängste, deshalb kann ich, glaube ich halbwegs verstehen, wie du dich gefühlt haben musst. Ich habe mich für mein Abitur entschieden, was ich auch nicht bereue.
    (das einzige was ich bereue ist die Wahl meiner Prüfungsfächer :D)

    Gratulation zu deinem Vertrag und alles gute für deine Zukunft! =)
    LG

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